Flatterhafte Schönheiten
Lebensweise und Entwicklung von Bläulingen
und anderen Schmetterlingen
Storchschnabel-Bläuling
(Eumedonia eumedon)

Buchentstehung

Die Burg Teck, mein Hausberg im Schwäbischen. In der näheren Umgebung entstanden auf vielen Exkursionen Bilder für das Buch.

Vor über 20 Jahren packte mich das Schmetterlingsfieber. Was erst mit der Beobachtung der vielen bunten Tagfalter in meinem kleinen Hausgarten begann, wurde rasch ergänzt durch ausgiebige Spaziergänge, auf denen ich mich auf die Suche nach den unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Falter begab. Alsbald begann ich, die Arten, die mir begegneten oder die ich aufzog, zu fotografieren.

Möchte man Falter züchten, muss man sie zuerst bestimmen können. Nur so lässt sich etwas über ihre Lebensgewohnheiten und Nahrungspflanzen in Erfahrung bringen. Raupen vieler Arten sind sehr wählerisch und beschränken sich – anders als die „Allesfresser“ unter den Raupen – auf nur wenige oder einzelne Pflanzenarten. Daher ist es für sie lebensnotwendig, die richtige Nahrung angeboten zu bekommen.

Ohne das richtige Nahrungsangebot verweigern sie – sowohl im Freiland als auch in der Zucht – das Fressen und gehen zugrunde. Wird angebotene Nahrung abgewiesen, können auch andere Gründe wie beispielsweise eine Raupenhäutung, die Verpuppung oder die Überwinterung vorliegen.

Die Kamera ist immer dabei. Schmetterlinge und ihre Raupen findet man an den ungewöhnlichsten Stellen.

Um all dies in Erfahrung bringen zu können, begann ich mich intensiver mit den immer seltener werdenden Schmetterlingen zu beschäftigen. Sie faszinierten mich mehr und mehr, vor allem die Bläulinge. Dabei warfen sich für mich zunehmend Fragen auf und ich begann, dieses Buch zu schreiben.

Da alpine Lebensräume oft relativ unbeeinflusst sind, ist dort die Biodiversität häufig größer als in landwirtschaftlich oder industriell intensiv genutzten Gebieten.

Ich möchte Sie im Buch mitnehmen auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Schmetterlinge. Um die  Zusammenhänge der vielfältigen und der komplizierten Vorgänge und Einflüsse während der Entwicklungsabfolge vom Ei zum Falter – der Verwandlung zu einem völlig anderen Geschöpf – verstehen zu können, sind ferner Kenntnisse über den Entwicklungsablauf der Schmetterlinge und ihrer Lebensraumansprüche erforderlich.

Nur so lassen sich die Auswirkungen von oftmals unumkehrbaren Veränderungen in ihren Biotopen in Bezug auf das Fortbestehen der einzelnen Arten verstehen.

Lernen wir die Bedürfnisse der Schmetterlinge näher kennen, ist es uns möglich, die Vielfalt dieser zauberhaften Wesen durch einen verantwortungsvollen und achtsamen Umgang mit ihnen zu erhalten.

Dieses reich bebilderte Buch bietet nicht nur einen Einblick in die faszinierende Lebensweise unserer einheimischen Bläulinge, Feuerfalter und Zipfelfalter, sondern führt uns auch in die Vielfalt der übrigen Tag- und Nachtfalter, ihrer Eier, Raupen und Puppen ein. Wir begleiten einige Schmetterlinge auf ihrem Entwicklungsweg durch das Jahr. Kapitel über das Tarnen und Täuschen, über Freßfeinde und Parasitoide bringen uns die Routinen und Gefahren des Schmetterlingslebens näher.

Viele Bläulingsraupen wirken als Gourmet-Restaurants für Ameisen, weil sie zuckerhaltige Sekrete absondern können. Durch den Besuch der Ameisen genießen sie Schutz, werden bewacht und manchmal sogar ins Ameisennest eingetragen.

Die Autorin auf der Suche nach alpinen Schmetterlingen.

Wir erfahren, was es mit dem Duftgeflüster zwischen Faltermännchen und Falterweibchen auf sich hat und lernen den Sinn der auffälligen Schwänzchen und Augenflecke auf den Hinterflügeln vieler Arten kennen. Wir begegnen den Flügelherzchen der frisch geschlüpften Falter und den Mikrotannenbäumchen in ihrer Schuppenstruktur. Und wir bewundern die Schönheit dieser Geschöpfe, die wie so viele andere Lebewesen immer stärker in ihrer Existenz bedroht sind.

Der Tag geht zur Neige. Dies ist die Zeit, zu der die Nachtfalter beginnen, aktiv zu werden.